Lasst euch heilen!
Was will der von mir? Dieser Gott aus der Bibel? Es mag überraschen und braucht vielleicht etwas Zeit, damit wir es wirklich erfassen: dass wir heil werden. Und es passiert auch.
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Was will der von mir? Dieser Gott aus der Bibel? Es mag überraschen und braucht vielleicht etwas Zeit, damit wir es wirklich erfassen: dass wir heil werden. Und es passiert auch.
Wer denkt, glaubt tiefer, ist Gerrit Mathis überzeugt, auch wenn es anstrengend ist. Lohnt sich aber.
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Hm. Wer ist hier eigentlich „ich“? „Im Mutterleib hast du mich gebildet.“ Klingt nach einer einzigen Person. Jesaja vielleicht? Der große Prophet selbst, der sich so unsicher war, ob er tatsächlich der richtige sein sollte für diesen Riesenjob. Immerhin klagt das Ich ja auch, es habe sich vergeblich abgemüht, für nichts und wieder nichts seine Kraft verbraucht. Obwohl, nein, das Ich bekommt ja gesagt, „du bist mein Diener, Israel“. Dann also das ganze Volk Israel? Dieses Volk, das immer wieder vom Weg abkam, den Gott für den richtigen und guten gesehen hatte? Andererseits, nein, Israel und Jakob sollen ja erst durch dieses Ich zurückgebracht werden zu Gott. Passt also auch nicht. Hm, ärgerlich. Oder jedenfalls knifflig. Und dieses Ich soll dann auch noch zum Licht aller Nationen werden, damit die ganze Erde sieht, dass Gott das Heil für alle will. Das klingt nun sehr nach dem verheißenen Messias. Von dem Christen sagen: „Das ist Jesus.“ Aber hat Jesus frustriert geklagt, er habe sich für nichts und wieder nichts abgemüht? Wissen wir nichts von… Irgendwie wird das nichts mit dem Ich-Erzähler in diesem Text. Jedenfalls findet sich keine einleuchtende Lösung, wenn es sich um genau eine Person oder genau ein Volk handeln soll. Das funktioniert einfach nicht. Und wer Fachleute für antike religiöse Texte fragt, bekommt auch genau das zur Antwort: Das eine Ich gibt es hier nicht. Dieser Text ist ziemlich wird zusammengepuzzelt. Und was machen wir jetzt aus diesem Chaos? Das, was sich ohnehin öfter lohnt: Wir fragen nicht nach dem Ich.
Wir fragen stattdessen nach dem, der all die vielen Ichs anredet. Was sagt der? Wer ist der? Was will der?
Der da redet, ist Gott, so viel ist klar. Aber was redet er? Gott hat ihn, vermutlich meint Jesaja sich da selbst, schon „im Mutterleib gebildet“. Wir sind nicht im Bio-Unterricht, also lassen wir das mal so durchgehen und sehen die andere Ebene unseres Lebens: die Was-soll-das-alles-überhaupt-Ebene, auf der uns eine naturwissenschaftliche Antwort kaum mehr hilft. Gott hat an Jesaja nicht bloß „schon gedacht“, als seine Mutter mit ihm schwanger war, sondern Gott war es, der überhaupt dafür gesorgt hat, dass es mit dieser Schwangerschaft klappt, weil er genau diesen Jesaja wollte. Als Mama noch nicht wusste, dass sie überhaupt schwanger war, als Mama und Papa noch keinen Gedanken daran verschwendet hatten, wie das Kind wohl heißen könnte, hatte Gott schon gehandelt, weil er Jesaja gewollt hat. Und Gott setzt noch einen drauf, denn er hat etwas ganz Bestimmtes mit Jesaja vor, etwas, das erstmal nicht gebraucht wird und für andere auch nicht offensichtlich ist. Als Pfeil im Köcher versteckt. Gott bereitet diesen Jesaja selbst auf den Job vor, den er für ihn vorgesehen hat. Was Jesaja nicht daran hindert zu zweifeln, zu fragen, zu verzagen: „Was soll das alles? Ich reibe mich auf und es ist für rein gar nichts gut. Es bewirkt nichts, es bringt nichts, es ist für die Tonne.“ Da hilft ihm auch alle Berufungsgewissheit nichts. Er ist am Ende, seine Kraft ist verbraucht, er ist ausgebrannt, wie seinerzeit Elia nach dem Kampf auf dem Berg Karmel. Aber Gott ist es, der ich aufrichtet, der ihm klarmacht: Deine Kraft ist deine Kraft und meine Kraft ist meine. Deine Möglichkeiten sind begrenzt, aber mit mir kannst du über Mauern springen. Auch wenn die Menschen um Jesaja herum ihn nicht beklatschen, feiern und bejubeln, er weiß: dass Gott zu ihm hält – darauf kommt es an. Dass Gott zu ihm hält, gibt ihm Kraft. Und dieser Gott will ihn ja nicht dazu einsetzen, dass er dem Volk Israel mal ordentlich aufs Maul haut und Unheil ankündigt, dieser Gott will dem Volk Israel durch Jesaja sagen, dass es auf dem falschen Weg ist, damit es den richtigen Weg wieder sieht und auf ihn zurückkehrt. Weil? Weil das eben richtig ist und die Gebote Gottes zu befolgen sind? Nein. Weil Gott will, dass es seinem Volk gutgeht. Weil er will, dass es Volk heil wird, seine Wunden heilen, es Kraft findet, Lebensfreude, Erfüllung.
Und dann weitet sich der Blick in unserem Jesaja-Text. Nicht nur an Jesaja persönlich hat Gott von Anfang an gedacht, ihn von Anfang an gewollt; nicht nur das Volk Israel hat er sich auserwählt, will er auf einem guten, einem geheilten Weg sehen, nein, die ganze Erde soll heil werden. Alles soll heil werden. Jeder soll heil werden. Nicht erst mit Jesus Christus nimmt Gott das Heilwerden der ganzen Menschheit in den Blick, schon hier hat er es im Fokus. Gott ist aufs Ganze aus und wendet sich doch an den Einzelnen, hier an Jesaja.
„Mein Heil soll bis an das Ende der Erde reichen.“ Das ist Gottes Ansage, das ist sein Plan, sein Wunsch, seine Sehnsucht. Und es fängt bei jedem Einzelnen an. Bei mir, bei Dir, bei Ihnen. Persönlich und ganz nah. Sein „Heil“ soll überall herrschen. Das ist etwas anderes als ein allgemeines „alles soll gut werden“ oder ein nach richtig und falsch fragendes und dann aber vor allem urteilendes „alles soll nach Recht und Gesetz verlaufen“. Nein, „heil“ werden sollen wir, das wünscht sich Gott, danach sehnt er sich für uns, das will er uns geben. „Heil werden“. Was in uns verletzt ist, was kaputt gegangen ist. Unsere Wunden, die wir seit Jahren und Jahrzehnten mit uns herumschleppen. Die Angst vor dem Vater, der beleidigt und zur Strafe geschwiegen hat, vor der Mutter, die geschlagen hat. Unsere Ratlosigkeit und Verzweiflung, die uns erstarren lassen. Unser Aufbrausen schon bei Kleinigkeiten, weil wir sie sofort als Angriff auf unsere mit Mühe zusammengehaltene Welt erleben, weil uns Geborgenheit immer ein Fremdwort und Zuhause-sein leer geblieben ist. Unsere ewiges Drama-machen, aus Angst zu kurz zu kommen, vergessen oder übersehen zu werden. Unser Selbstmitleid, weil wir uns damit so wunderbar selbstgerecht um unsere Eigenverantwortung drücken können, die uns zu erdrücken droht, weil wir tatsächlich hilflos nie einen Weg gefunden haben, unser Leben wirklich anzupacken. All die bitteren Worte, die uns getroffen haben, verletzt haben, ein Kloß im Hals wurden, all die bitteren Worte, die wir anderen reingedrückt haben, weil wir hart geworden und leider eben doch nicht ganz so gut sind, wie wir meinen. All der Selbstbetrug, all die Lügen, mit denen wir uns durchschlagen, um unsere Schuld nicht sehen zu müssen. All die zurückgewiesene Liebe, die wir geben wollten, aber sie ist nicht angekommen.
All das – und noch weit mehr – das darf jeder für sich selbst herausfinden, all das will Gott heilen. Damit wir wieder Freude am Leben finden. Damit wir überhaupt wieder zum Leben finden. Heilen sollen wir. Das lässt Gott sich nicht erst durch exzessive Gebetsnächte abtrotzen, nein, das will Gott von sich aus für uns. Für jeden. Für Sie. Seit er Sie im Mutterleib gebildet hat.
Foto: © Weltgebetstag
Foto: © Deutsches Rotes Kreuz
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